Krimibestenliste Mai

    Ein wahrlich internationales Podium

    Collage mit den drei ersten Plätzen der Krimibestenliste im Mai 2021: "Tokio, Neue Stadt" von David Peace, "River Clyde" von Simone Buchholz und "Nur die Tiere" von Colin Niel.
    Zwei Neuzugänge stehen auf dem Podium: "Tokio, Neue Stadt" von David Peace und "Nur die Tiere" von Colin Niel. Simone Buchholz klettert mit "River Clyde" auf Rang zwei. © Deutschlandradio / Liebeskind, Suhrkamp, Lenos
    07.05.2021
    Die Top drei spielen in Japan, Schottland und der Elfenbeinküste und wurden in drei verschiedenen Sprachen geschrieben. Bei David Peace geht es um einen mysteriösen Todesfall im Nachkriegsjapan, Simone Buchholz schickt ihre Heldin Chastity nach Glasgow.
    Deutschlandfunk Kultur präsentiert die besten Krimis des Monats.

    Das Cover des Buches "Tokio, neue Stadt" von David Peace auf orange-weißem Hintergrund.
    David Peace: "Tokio, neue Stadt"© Deutschlandradio / Liebeskind
    Tokio 1949, 1964, 1988. Rätsel bis heute: Wie kam Shimoyama, Präsident der Nationalen Eisenbahngesellschaft, unter den Zug? Sie zerbrechen daran: Spione, Detektive, Schriftsteller. Neu sind nur die Machtverhältnisse. Alt ist die Macht, undurchschaubar. Sprachgewaltig, Totenklage aus dem Diesseits.

    1 (-) David Peace: "Tokio, neue Stadt"
    Aus dem Englischen von Peter Torberg
    Liebeskind, München 2021
    432 Seiten, 24 Euro


    Das Cover von Simone Buchholz' Buch "River Clyde" auf orange-weißem Grund.
    Simone Buchholz: "River Clyde"© Deutschlandradio / Suhrkamp
    Hamburg, Glasgow. Disruption allerorten. Chastity nimmt bei ihren schottischen Ahnen eine Auszeit von der Strafjustiz, ihre verlassenen Kumpels von der Polizei reden sich mit Vornamen an und üben Achtsamkeit in der "Blauen Nacht". Trauer. Hamburger Immobilienhaie sind dagegen winzige Fischlein.

    2 (8) Simone Buchholz: "River Clyde"
    Suhrkamp, Berlin 2021
    230 Seiten, 15,95 Euro


    Das Cover von Colin Niels Buch "Nur die Tiere" auf orange weißem Hintergrund.
    Colin Niel: "Nur die Tiere"© Deutschlandradio / Lenos
    Massif Central, Côte d‘Ivoire. Verschwunden: die freizügige Frau eines wohlhabenden Mannes. Ein Schafzüchter findet zeitweilig bei ihr großes Glück. Der Mörder ist verknallt in die Fiktion einer Geliebten. Ein armer Mann macht Euros im Netz. Globalisierung: Sehnsucht ist Einsamkeit. Noir vom Land.

    3 (-) Colin Niel: "Nur die Tiere"
    Aus dem Französischen von Anne Thomas
    Lenos, Basel 2021
    286 Seiten, 22 Euro


    Das Cover von Matthias Wittekindts Buch "Vor Gericht" auf orange-weißem Hintergrund.
    Matthias Wittekindt: "Vor Gericht" © Deutschlandradio / Kampa
    Dresden, Berlin. Kriminaldirektor a. D. Manz ist recht zufrieden mit sich und seinem Ruhestand, bis er noch einmal zu einem 30 Jahre zurückliegenden Fall aussagen soll. Ein Revisionsverfahren: Fast alles, was Manz für sicher und fest gehalten hatte, beginnt zu bröckeln. Seine Ehe, der Fall, die Gewissheit.

    4 (3) Matthias Wittekindt: "Vor Gericht"
    Kampa, Zürich 2021
    318 Seiten, 19,90 Euro


    Das Cover von S.A. Cosbys Buch "Blacktop Wasteland" auf orange-weißem Hintergrund.
    S.A. Cosby: "Blacktop Wasteland"© Deutschlandradio / Ars Vivendi
    Virginia: Schulden, Arztrechnungen, Billigkonkurrenz – Beauregard Montages Perspektiven verengen sich. Dabei will er nur gut zu Frau und Kindern sein und Duster fahren. Als schnelles Geld winkt, fackelt er nicht lange, hat aber seine Rechnung ohne die Partner gemacht. Letzter Ausweg: Gewalt.

    5 (2) S. A. Cosby: "Blacktop Wasteland"
    Aus dem Englischen von Jürgen Bürger
    Ars Vivendi, Cadolzburg 2021
    320 Seiten, 22 Euro


    Das Cover von Louisa Lunas Buch "Tote ohne Namen" auf orange-weißem Hintergrund.
    Louisa Luna: "Tote ohne Namen" © Deutschlandradio / Suhrkamp
    San Diego. Zwei blutjunge Latinas aufgeschlitzt. Das Police Department engagiert Alice Vega samt Partner, nicht zur reinen Freude der Kollegen von der DEA. Die wollen die Tunnel aus Mexiko selbst kontrollieren, durch die die Mädchen kommen. Im Showdown tut sich Unerwartetes auf.

    6 (-) Louisa Luna: "Tote ohne Namen"
    Aus dem Englischen von Andrea O‘Brien
    Suhrkamp, Berlin 2021
    444 Seiten, 15,95 Euro


    Das Cover von Merle Krögers Buch: "Die Experten" auf orange-weißem Hintergrund
    Merle Kröger: "Die Experten"© Deutschlandradio / Suhrkamp
    Kairo in den1960er-Jahren: Rita Hellberg, 17, ist mit ihrem Vater, einem Flugzeugingenieur bei Hitler und nun auch beim ägyptischen Präsidenten Nasser, und ihrer neurotischen Mutter unter die "Experten" geraten, einer Gruppe von Ingenieuren und Wissenschaftlern, die für Ägypten Raketen und Flugzeuge bauen soll. Erste Liebe, Orient, Nazis, Anschläge, im Hintergrund die BRD und Israel. Geschichte stört Gegenwart.

    7 (1) Merle Kröger: "Die Experten"
    Suhrkamp, Berlin 2021
    688 Seiten, 20 Euro


    Das Cover von James McBrides Buch "Der heilige King Kong" auf orange-weißem Grund.
    James McBride: "Der heilige King Kong"© Deutschlandradio / btb
    Brooklyn 1969: Diakon Cuffy, den alle nur Sportcoat nennen, ist ein Kind Gottes, ein versoffenes. Seit Jahren nährt er sich von selbstgebranntem "King Kong", überlebt alles, und schießt auf den 19-jährigen Dealer Deems, natürlich vorbei. Das löst allerhand aus, vor allem das wundersame Fabulieren McBrides.

    8 (10) James McBride: "Der heilige King Kong"
    Aus dem Amerikanischen von Werner Löcher-Lawrence
    btb, München 2021
    448 Seiten, 22 Euro


    Covercollage von Patrícia Melo "Gestapelte Frauen" vor orangenem Aquarell-Hintergrund
    Patrícia Melo: "Gestapelte Frauen"© Deutschlandradio / Unionsverlag
    Acre, West-Brasilien. Femicídio. Die namenlose Icherzählerin, Anwältin, erforscht die Urteilsfindung über Frauenmorde: zu viele, gestapelt in ihrem Notizbuch. Eine 14-jährige Indigene wird von drei Upperclass-Jungs vergewaltigt und zerstückelt. Mordermittlung, gellende Anklage, Rachefantasie. Femizid.

    9 (6) Patrícia Melo: "Gestapelte Frauen"
    Aus dem Portugiesischen von Barbara Mesquita
    Unionsverlag, Zürich 2021
    252 Seiten, 22 Euro


    Das Cover von Kate Atkinsons Buch "Weiter Himmel" auf orange-weißem Hintergrund.
    Kate Atkinson: "Weiter Himmel"© Deutschlandradio / Dumont
    Yorkshire, Küste. Vier Golffreunde, drei davon Gentlemen mit Vergangenheit und üblen Geschäften. Dazu die Frauen: Mitwisserinnen, Aufgestiegene, brave Mütter – nordenglischer Mittelstand und seine Finsternisse. Dazwischen – immer noch clever – Privatdetektiv Jackson Brodie, leiser Held großer Romane.

    10 (-) "Kate Atkinson: Weiter Himmel"
    Aus dem Englischen von Anette Gruber
    Dumont, Köln 2021
    476 Seiten, 24 Euro


    Sie können die Krimibestenliste auch als PDF herunterladen. Alles über Mord und Totschlag gibt es auf unserem Krimiportal, das über die aktuellen Trends in der Kriminalliteratur informiert und die wichtigsten Neuerscheinungen vorstellt. Haben Sie Fragen oder Anregungen zur Krimibestenliste? Dann wenden Sie sich über krimi@deutschlandradio.de an die Jury oder die Redaktion.
    Wie funktioniert die Abstimmung?
    Die Krimibestenliste wird im Auftrag von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
    Es sind 18 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten.
    Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
    Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten.
    Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
    Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.

    Die Jury:

    Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
    Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
    Andreas Ammer, "Druckfrisch", ARD
    Gunter Blank, "Rolling Stone"
    Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
    Hanspeter Eggenberger, "Tagesanzeiger"
    Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
    Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
    Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Crimemag", "Deutschlandfunk Kultur"
    Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
    Alf Mayer, "CulturMag", "Strandgut"
    Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
    Marcus Müntefering, "Der Spiegel"
    Ulrich Noller, "Deutschlandfunk Kultur", "Deutschlandfunk", "SWR", "WDR"
    Frank Rumpel, "SWR"
    Ingeborg Sperl, "Der Standard"
    Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
    Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"

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